Was versteht Gabriel unter „bürgernah“?
Michael Müller ist also der neue alte Regierende Bürgermeister von Berlin. In einer Pressemitteilung gratuliert ihm Sigmar Gabriel zu erneuten Wahl, aber die lest ihr am besten selbst:
“Sigmar Gabriel gratuliert Michael Müller Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel gratuliert Michael Müller zu seiner erneuten Wahl zum Regierenden Bürgermeister des Landes Berlin:
Zu Deiner Wiederwahl zum Regierenden Bürgermeister von Berlin gratuliere ich Dir persönlich und im Namen des gesamten SPD-Parteivorstandes ganz herzlich. Nach der Wahl ist es Euch gelungen, eine stabile Regierung für Berlin mit einem zukunftsfähigen Koalitionsvertrag zu bilden.
Berlin ist in den zurückliegenden Jahren deutlich vorangekommen: Kita- und Arbeitsplätze wurden ausgebaut, die Arbeitslosigkeit ist deutlich gesunken und es sind viele zusätzliche landeseigene Mietwohnungen geschaffen worden. Zu diesen Erfolgen hat die kluge, bürgernahe Regierungsarbeit der SPD entscheidend beigetragen. Diesen erfolgreichen Weg werdet Ihr weitergehen – mit einem klaren Konzept für ein modernes und sozial gerechtes Bundesland. Ihr wollt das Land weiter voranbringen und dabei den sozialen Missständen begegnen. Gutes Zusammenleben und sozialer Zusammenhalt sind politische Kernziele, die Du auf höchst glaubwürdige Weise vertrittst. Mit Kraft und Leidenschaft setzt Du Dich für die Interessen Berlins und die Belange der Berlinerinnen und Berliner ein und prägst das Land sowohl politisch als auch menschlich.
Für die Fortführung Deiner Aufgabe wünsche ich Dir auch weiterhin viel Kraft, Überzeugungsstärke und Erfolg. Auf meine Unterstützung und die Unterstützung der SPD kannst Du Dich dabei verlassen. Ich freue mich auf die weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Dir.”
Quelle: Pressemitteilung der SPD
Lustig daran finde ich die “bürgernahe Regierungsarbeit der SPD”. Ich weiß ja nicht, wann die SPD ihre Regierungsarbeit nah am Bürger geleistet hat, aber wahrscheinlich war ich zu diesem Zeitpunkt einfach gerade geistig abwesend. Ich erinnere mich vielmehr an einen Herrn Müller, der unbedingt eine Bebauung des Tempelhofer Feldes wollte. Okay, damals war er noch nicht Bürgermeister, aber das ändert ja nichts an seinem Auftreten, welches sehr unangenehm war.
Und in seiner Zeit als Bürgermeister? Ja, da war kaum etwas von ihm zu hören, weil ein Henkel sehr viel mehr Lärm gemacht hat, aber das war eben auch nicht bürgernah. Wobei, die Polizeieinsätze waren schon sehr bürgernah, aber ich glaube, diese Nähe hätten sich die betroffenen Bürger gerne erspart.
Ich weiß nicht, aber anscheinend hat weder Müller noch Herr Gabriel erkannt, dass die SPD, auch wenn sie die stärkste Fraktion ist, zu den Verlierern der letzten Wahl in Berlin gehören. Wären sie das, wenn ihre Politik wirklich so bürgernah und Erfolgreich gewesen wäre? Ist das zweistellige Ergebnis der AfD nicht ein Zeichen dafür, dass das, was in den letzten 15 Jahren in Berlin unter der Führung der SPD passiert ist, nicht ganz so positiv war?
Vielleicht sehe ich das falsch, aber wenn nicht, dann wäre ein wenig mehr Demut angesagt. Dann sollte die SPD endlich einmal analysieren, was in der SPD schief läuft und diese Dinge angehen. Dieser verklärte Blick auf die vergangenen Jahre bringt weder der Berliner SPD etwas, noch der SPD im Bund.
Aber egal. Da ein Herr Gabriel ja lieber in seinen eigenen Realitäten lebt, wird er eh nie verstehen, warum die SPD immer mehr Wähler und Wählerinnen verliert.