Blogparade: Demokratischer Sozialismus

Ich erzähle ja schon seit Jahren, dass wir endlich eine linke Gesellschaftsutopie brauchen. Als Schlagwort kommt dann immer der „demokratische Sozialismus“. Hört sich super an, aber was soll es denn jetzt genau sein? Lange Zeit wurde der Begriff ja auch von der Sozialdemokratie verwendet, aber auch dort nicht mit Leben gefüllt.

Das Problem ist, dass dieses Schlagwort keinen Wähler anziehen wird. Zum einen ist der Begriff „Sozialismus“ in Deutschland immer noch verbrannt, zum anderen fehlt einfach die Erzählung dahinter. Gleichheit, Gerechtigkeit, Freiheit sind ebenso nur Schlagworte, sie sind auch keiner Erzählung und sind, weil sie durch alle Parteien beansprucht werden, auch keine lebendigen Schlagworte. Auch diese werden keinen Wähler anlocken, werden niemanden davon überzeugen, dass die Linken eine Gesellschaftsutopie haben, für die es sich zu kämpfen lohnt.

Ich habe bei der Suche auf Google ein Dokument aus dem Jahr 2007 gefunden. Einen RLS Standpunkt, der die Herkunft des Begriffs herleitet. Allerdings kommen auch in diesem Dokument die Autoren zum Schluss, dass der demokratische Sozialismus mit Leben gefüllt werden muss, dass es eine Erzählung geben muss, die den Menschen erklärt, wie eine solche Gesellschaft denn ungefähr aussieht. Es geht nicht darum, jede Ecke dieser Gesellschaftsutopie auszuleuchten. Es geht auch nicht darum, jetzt schon die Institutionen zu gestalten, sondern es müssen Grundrisse gegeben werden. Wenn es nur ein theoretischer Begriff bleibt, wird es keinen Wähler überzeugen. Im Gegenteil, es wird Wähler abschrecken, weil es nicht greifbar ist, weil es etwas ist, dass nicht mit Leben gefüllt ist.

Wir sehen doch derzeit, dass viele Menschen dazu tendieren, sich einfachen Parolen anzuschließen. Sie folgen Menschenfeinden, weil sie irgendwo dazugehören wollen. Warum schaffen wir es nicht, eine positive Gesellschaftsutopie zu erzählen, mit der sich diese Menschen ebenfalls identifizieren können. Eine solidarische Gesellschaft, in der es keine Abschottung gibt? Warum können wir den Begriff „demokratischer Sozialismus“ nicht mit Leben füllen?

Wenn wir wirklich etwas gegen die AfD unternehmen möchten, dann müssen wir jetzt anfangen, diese positive Gesellschaftsutopie zu schreiben. Wir müssen den demokratischen Sozialismus mit Leben füllen und deswegen möchte ich euch ermuntern, eure Gedanken zu diesem Thema aufzuschreiben. Deswegen starte ich hier und jetzt eine Blogparade. Mich interessiert, was ihr unter demokratischen Sozialismus versteht. Mich interessiert, was die Schlagworte Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit für euch bedeuten.

Wer keinen eigenen Blog hat, kann seinen Artikel auch hier veröffentlichen. Ansonsten gilt: Hinterlasst hier im Kommentar einen Link zu eurem Beitrag und/oder setzt einen Link auf diese Blogparade.

Links zum Thema:

3 thoughts on “Blogparade: Demokratischer Sozialismus

  1. Die Sache mit Utopien ist ja die – zumindest wie ich sie für mich nutze -, dass sie zwar vielleicht ein fertiges Bild liefern (Bloch) oder diesem nur einen Rahmen geben (Adorno). Um nicht völlig zu verzweifeln kann der späte Bloch sehr lesenswert sein, aber bei der Umsetzung wäre ich wieder eher bei Adorno, weil noch das tollste Ideal, die ausgeschmückteste Utopie nur gemeinsam und in ständiger Rückkoppelung (Demokratie) geschehen kann. Nun hast Du in einem andern Beitrag geschrieben, dass Du dir Demokratie im Kapitalismus nicht vorstellen kannst. Da wäre ich anderer Meinung. Wenn man sich mal von diesem engen Korsett einer repräsentativen Demokratie löst, könnte man wie David Van Reybrouck in seinem Buch „Gegen Wahlen“ mal ernsthaft über Losentscheide nachdenken und die Zeit von Ministerämtern in einem Leben auf maximal zwei Legislaturperioden beschränken, genauso wie das Kanzleramt natürlich. Dann hätte man nicht den immer gleichen Apparat an Leuten dort sitzen. So könnte ich mir vorstellen, dass es wieder mehr Interesse an gestaltender Politik geben würde und die Selbsgefälligkeit ein Ende hätte. Nun bin ich aber immer noch beim Parlament, scheinbar ist es nicht so einfach gedanklich davon loszukommen… Was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass man ja auf demokratischeren Wegen versucht die Gesellschaft gerechter, solidarischer zu gestalten, was am Ende dabei rauskommt wissen wir nicht. Wie sich erst der Kapitalismus abschaffen ließe und dann eine gerechte Gesellschaft erkämpfen ist mir ein Rätsel. Aber vielleicht hat ja jemand anderes eine Idee?

    Hier noch ein link zu einem Artikel, den ich vor ungefähr einem Jahr geschrieben habe und der die Hauptpfeiler des „demokratischen Sozialismus“ gedanklich durchspielt. Man könnte ja auch einfach fragen, wie „Sozialismus in der Demokratie“ zu realisieren wäre (ein Buchtitel von 1982).
    https://risseimputz.com/2016/08/04/fuer-ein-anderes-ein-solidarisches-europa/

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