Gedanken zu: „Berlins wichtigste Start-Ups: Kinder“
“Berlins wichtigste Start-Ups: Kinder”, lese ich auf einem Wahlplakat der Grünen hier in Berlin. Der erste Gedanke, der mir dazu in den Sinn kommt, ist: Welche Kinder meinen die Grünen wohl damit?
Kinder von Hartz4-Empfängern meinen sie wahrscheinlich nicht. Wenn doch, dann sollten sich die Grünen irgendwann einmal glaubwürdig von den Hartz4-Gesetzen distanzieren. Immerhin haben sie die Agenda2010 und die Hartz4-Gesetzgebung damals unterstützt, als sie unter Gerhard Schröder einer SPD geführten Bundesregierung angehörten. Sie müssten einen Fehler eingestehen, was schwer fällt, was aber notwendig wäre, wenn ihr Slogan denn wirklich glaubwürdig sein soll. Und wenn sie sich schon nicht vom gesamten Hartz4-Gesetz distanzieren wollen, dann sollten sie sich zumindest von den Sanktionen distanzieren, die, wenn sie ausgesprochen werden, die Kinder der Hartz4-Empfänger mit am härtesten treffen.
Wahrscheinlich meinen die Grünen aber nur Kinder, die nicht von Armut bedroht sind. Kinder, die ein finanziell abgesichertes Elternhaus haben. Nein, dafür können diese Kinder natürlich nichts, sie können natürlich nichts dafür, dass es ihnen besser geht als anderen und sie brauchen deswegen auch kein schlechtes Gewissen haben, allerdings die Grünen schon. Nicht nur, dass die Hartz4-Gesetzgebung verhindert, dass die Kinder aus Hartz4-Familien ein vernünftiges soziales Leben führen kann, nein, sie verhindert auch, dass die Kinder aus diesen Familien eine wirkliche Aufstiegschance haben.
Bildung ist Luxus, auch in der BRD und diesen Luxus können sich Kinder und Jugendliche, die in Einkommensschwachen Familien leben, nicht leisten. Nachhilfe kostet Geld, Geld, welches in Familien, die nur ein geringes Einkommen haben – und hier zähle ich jetzt einfach Hartz4-Empfänger hinzu – nicht haben. Anstatt der Staat hier einspringt und auch die Kosten für Nachhilfe trägt, damit die Kinder und Jugendlichen den bestmöglichen Abschluss machen können, lässt er sie lieber allein. Nachhilfe gibt es nur, wenn ein Kind gewahr läuft, dass Klassenziel in einem Schulfach nicht zu erreichen. Erreicht es dies, bekommt also die Note Vier, steht ihm die Nachhilfe nicht zu, obwohl es, mit Nachhilfe, vielleicht sogar die Note Zwei schaffen könnte, wodurch es dann eventuell sogar die Chance hätte, einen höheren Schulabschluss zu erlangen.
Okay, dieses “Bildungspaket” für Kinder von Hartz4-Empfängern ist kein Produkt von Rot-Grün, aber Rot-Grün hatte ein solches Paket ja nicht einmal vorgesehen und es wäre wahrscheinlich auch nie gekommen, wenn es dazu nicht einen Richterspruch gegeben hätte.
Wie glaubwürdig ist es da, wenn die Grünen mit dem Spruch: “Berlins wichtigste Start-Ups: Kinder” werben? Wie glaubwürdig ist es, dass die Grünen hier wirklich alle Kinder meinen und nicht nur die, die in Haushalten leben, die dem Grünen Wählerklientel entsprechen?
Ich gehe weiter, habe den Spruch im Kopf und trage meine Zweifel mit mir. Wie sollte ich den Grünen glauben schenken, wenn sie es nicht schaffen, sich auch für Menschen stark zu machen, die vom Leben schon hart genug getroffen sind. Menschen, die keinen Job mehr haben, und die durch die Hartz4-Gesetzgebung auch noch ihre restliche Würde verlieren – obwohl die Würde ja durch das Grundgesetz geschützt ist, aber das gilt ja nicht wirklich für Hartz4-Empfänger – dank der SPD und dank der Grünen.