Ist ein grüner Kapitalismus möglich?
Am Mittwoch dem 07.05.2014 fand in der FU Berlin eine Podiumsdiskussion zum Thema „Ist ein grüner Kapitalismus möglich“ statt. Redner waren Prof. Dr. Birgit Mahnkopf und Prof. Dr. Markus Wissen, welche beide von der HWR Berlin sind. Diskutiert werden sollte über die Krise des Kapitalismus und über die katastrophalen Auswirkungen des Kapitalismus auf unsere Natur. Außerdem sollte es darum gehen, ob ein grüner Kapitalismus möglich ist oder nicht.
Um die Antwort gleich vorwegzunehmen, ein grüner Kapitalismus wäre möglich, aber auch er würde eben ein kapitalistisches System sein, welches neben Gewinner auch Verlierer braucht – welches also auch auf Ausbeutung setzen würde. Und auch ein grüner Kapitalismus hätte das Problem, dass er auf Ressourcen angewiesen ist. Und diese sind auch in einem grünen Kapitalismus endlich.
Ein Hauptproblem des Kapitalismus ist, dass alles auf Kosteneffizienz beruht. Was nicht genügend Profite abwirft, wird auch nicht gemacht. Das hat sicherlich auch gute Seiten, denn es gibt auch Dinge, die, wenn sie umgesetzt werden, in der Natur, einen sehr großen Schaden anrichten würden. Nur dieser Effekt wird irgendwann verpuffen, nämlich dann, wenn durch die Verknappung der Ressourcen die Preise soweit steigen, dass plötzlich diese Verfahren, die vorher zu teuer waren, einen Gewinn erwirtschaften können. Und dann ist dem kapitalistischen System der Umweltschutz ziemlich egal, was wir in den USA jetzt schon beim Fracking beobachten können.
Aber diese Kosteneffizienz ist es eben auch, die verhindert, dass die Unternehmen wertvolle Rohstoffe recyceln. Dadurch gehen zum Beispiel wertvolle Metalle verloren, welche auf unserer Erde nicht all zu oft vorkommen, die aber zum Beispiel für die Herstellung von Smartphones gebraucht werden. Dadurch werden Ressourcen zusätzlich verknappt, die, wie Prof. Dr. Birgit Mahnkopf erklärt hat, auch nur noch für wenige Jahre bzw. Jahrzehnte gefördert werden können, wenn nicht noch größere Vorkommen entdeckt werden. Vielleicht wird der Mensch auch irgendwann seine Rohstoffe im Weltraum abbauen können, aber bis es soweit ist, müssen wir mit den begrenzten Vorkommen auf der Erde auskommen.
Wie oben schon erwähnt, braucht auch ein grüner Kapitalismus diese Ressourcen. Windräder, Solarzellen und andere grüne Technologien bestehen ja bekanntlich nicht aus Luft. Deswegen ist es notwendig, dass ein Wirtschaftssystem entsteht, in welchem nicht der Profit im Mittelpunkt steht. Es muss ein Wirtschaftssystem sein, in welchem wichtige Rohstoffe recycelt werden, egal wie teuer dies ist und es muss ein Wirtschaftssystem sein, in welchem der Umweltschutz eine große Bedeutung hat. All das ist in einem kapitalistischen System nur bedingt möglich, denn all diese Maßnahmen würden in einem kapitalistischen System zu einer Kostenexplosion führen, die wiederum zur Folge hätte, dass noch mehr Menschen in Armut und Hunger leben müssten und dass viele Menschen einen noch schlechteren Zugang zu den wichtigsten und lebensnotwendigen Rohstoffen hätten.
Und natürlich würde ein grüner Kapitalismus weiterhin auf Ausbeutung aufbauen. Unser heutiger Wohlstand, unser Lebensstandard, ist nur möglich, weil in anderen Teilen der Welt Menschen ausgebeutet wurden und auch immer noch ausgebeutet werden. Der Wohlstand Europas und Amerikas beruht auf Sklavenarbeit, welche immer noch existiert, und er beruht auf der Armut von Menschen in Entwicklungsländern. Hinzu kommt die Ausbeutung der Rohstoffressourcen dieser Entwicklungsländer, die dem Rohstoffarmen Europa überhaupt erst die kapitalistische Produktionsweise ermöglichen.
Dies würde sich auch nicht ändern, wenn der Kapitalismus plötzlich grün werden würde. Ein neues System müsste also auch dafür sorgen, dass die Ressourcen und Waren fair verteilt werden. In einem solchen System darf es keinem besser gehen, weil andere Menschen ausgebeutet werden, weswegen es diesen schlechter geht. Und in einem solchen System wird auch die Frage gestellt werden müssen, was wir wirklich brauchen, um ein gutes Leben zu führen, denn wenn die Rohstoffe und Ressourcen fair verteilt werden, ist es nicht mehr möglich, dass wir in einer Gesellschaft leben, in welcher eine Überproduktion besteht. In einer solchen Welt wird es nicht mehr möglich sein, dass jeder vier Autos, drei Smartphones, fünf Tablets und was weiß ich alles, besitzt.
Ein grüner Kapitalismus ist zwar möglich, er wird aber nicht die Probleme des Kapitalismus lösen können. Er wird nicht dazu führen, dass plötzlich die Meere vom Müll befreit werden, weil dies keine Gewinne bringt. Er wird auch nicht die gesellschaftlichen Probleme lösen, die dieses System mit sich bringt und auf gar keinen Fall wird er das Verteilungsproblem lösen, welches auf unserer Erde vorherrscht. Ein grüner Kapitalismus erkauft dem Kapitalismus höchstens ein wenig mehr Zeit, aber ob es das wert ist, muss jeder für sich entscheiden.