Mindestlohn ja – aber doch nicht für Alle!
Seit Jahren wird über die Einführung eines Mindestlohns diskutiert. Inzwischen steht fest, dass er kommen wird – einige sprechen ja von 2014, aber faktisch wird er erst ab 2017 gelten und auch dann wird er immer noch Ausnahmen enthalten. Inzwischen bin ich ja zu der Auffassung gekommen, dass die Politiker den Mindestlohn lieber sein lassen sollten, denn sie können es einfach nicht.
Jetzt kommen die Grünen auf die Idee, dass der Mindestlohn für Berufseinsteiger geringer sein sollte als für andere, damit für diese der Anreiz nicht genommen wird, eine Berufsausbildung zu beginnen. Sie haben tatsächlich Angst davor, dass sich die jungen Menschen lieber für ein Leben als Hilfsarbeiter entscheiden, wenn sie dafür auch schon 8,50 Euro* Mindestlohn erhalten. Denn, so die Aussage der Grünen, natürlich sind sie nicht dafür, dass Auszubildende auch schon den Mindestlohn bekommen – wo würden wir denn da auch hinkommen?
Was ich mich dann allerdings immer frage, ist, ob die Berufseinsteiger dann auch eine geringere Miete zahlen müssen. Oder ob die Nahrungsmittel günstiger sind? Wie sieht es mit den Kosten für die Telekommunikation aus, oder für Strom und Gas? Um es kurz zu halten, werden die Lebenshaltungskosten der Berufseinsteiger um den gleichen Anteil gesenkt, wie der Mindestlohn niedriger ausfallen soll? Oder ist man denn generell der Auffassung, dass man junge Menschen noch ein wenig mehr ausnutzen darf, weil sie ja jung sind und sie durchaus mal eine Woche hungern können, wenn diese kein Geld mehr für Nahrungsmittel haben?
Was ist eigentlich die Idee hinter einem Mindestlohn? Er soll doch eigentlich eine Grenze bilden. Eine Grenze, durch die den Arbeitern und Arbeiterinnen eine bestimmte soziale Absicherung garantiert wird. Eine Grenze, die für alle Menschen die soziale Teilhabe sichern soll, die sicherstellen soll, dass jeder Mensch von dem Leben kann, was er verdient. Brauchen junge Menschen weniger, um zu überleben? Müssen junge Menschen weniger am sozialen Leben teilhaben? Was sollen solche Ausnahmen? Und das sollen ja nicht die Einzigen sein!
Wenn ich eine Grenze festlegen will, dann muss ich diese auch richtig festlegen und darf sie nicht durch Ausnahmen gleich wieder infrage stellen. Wenn ich sage, 8,50 Euro* ist der niedrigste Lohn, den man noch nicht als Ausbeutung bezeichnen kann, dann ist das der niedrigste Lohn! Und dann muss dieser auch für alle gelten. Also auch für Berufseinsteiger oder für Auszubildende. Und wenn der Staat meint, dass sich dann für den Unternehmer die Ausbildung nicht mehr lohnt, dann muss er eine Prämie zahlen. Eine Prämie für jeden Auszubildenden, der die Ausbildung erfolgreich abschließt.
*Ich bezweifle, dass dieser Mindestlohn für ein gutes Leben reicht, aber darum soll es in diesem Artikel nicht gehen.
Davon abgesehen, dass ich den Mindestlohn als Ganzes als sehr schwierig und belastend für unseren Mittelstand empfinde, finde ich die ganzen Regelungen “Wer bekommt ihn, wer nicht” sehr fragfürdig. Wenn der Mindestlohn schon nicht mehr abwendbar ist, sollte gleiches Recht für alle gehen.
Es geht einfach nicht, dass etliche Ausnahmen bestehen sollen. Das wäre dann widder komplett am Ziel vorbei. Egal wie alt jemand ist, ob er Berufseinsteiger ist oder nicht wenn dann muss der Mindestlohn unter dem Vorsatz der Gleichberechtigung eingeführt werden.
Je länger ich darüber nachdenke, desto deutlich bin ich auch für einen Mindestlohn ohne Ausnahme — wobei ich nach wie vor noch der Utopie eines bedingungslosen Grundeinkommens anhänge, die besser als jeder Mindestlohn wäre.
Ich habe absolut nichts gegen das bedingungslose Grundeinkommen, aber bevor das kommt, wird noch viel Wasser die Spree runter laufen 😉