Gastbeitrag: Portrait von Heribert Eisenhardt
Sven hat mich gefragt, ob ich vielleicht einen Gastbeitrag zu einem Interview schreiben will, welches er mit einem Mitglied der AfD geführt hat. Dieses Angebot konnte ich natürlich nicht ausschlagen, zumal ich dadurch die Möglichkeit habe, mal genauer wiederzugeben, was ich davon halte. – Gastbeitrag von Christian Beuster.
1. Wer bist du? Stell dich unseren Bloglesern doch erst einmal vor
Das betreffende Mitglied ist Heribert Eisenhardt. Das Schöne am Internet ist, dass praktisch jeder, der nicht genau aufpasst, googlebar ist. Schauen wir uns also mal an, wie sich dieser Heribert online darstellt bzw. wie er rüberkommt.
Beim ersten Treffer landet man, natürlich, auf Facebook. Hier macht einen gleich der erste Beitrag stutzig. Der Link führt zu einem WordPress-Blog (nein, den verlinke ich nicht). Dieser Blog ist laut eigenen Aussagen weder links noch rechts. Komischerweise führen aber die meisten Links zu Seiten, die man wunderbar in die rechte Ecke einordnen kann (Kopp, PI-News, Deutsche Wirtschafts Nachrichten etc.) und auch die Tonalität von den Flüchtlingen, die alles von Deutschland bekommen und Deutsche nichts, zeigt auf, dass es sich nicht unbedingt um einen Blog handelt, den man ohne Kotzen lesen kann. Nun gut, um den Blog soll es nicht gehen und Quellen-Recherche ist nicht unbedingt jedermanns Sache, wenngleich natürlich auch das Sammeln von „Opfern von Ausländern“ auch nicht auf eine dem Rechten entfernte Meinung hindeutet. Suchen wir also weiter.
Change.org scheint seine Lieblingsseite zu sein. Zumindest teilt er häufig Petitionen von der Seite. Zur Anerkennung vom Genozid an Armeniern, Assyrern und Aramäern von 1915. Dazu kann ich nicht viel sagen, weil ich die Hintergründe nicht kenne.
Die Petition zur Stärkung der direkten Demokratie auf Bundesebene durch Einführung von Volksentscheiden scheint auch ganz löblich zu sein, aber was auffällt, ist die Petition zum Thema: „Mit der Unterschrift sagt Ihr Ja zu PEGIDA“ . Haben wir also wieder einen Beweis dafür, dass er eher zum rechten Rand gehört. Und ja, PEGIDA gehört dazu! Demonstrationen, auf denen Menschen „Viehzeug“ genannt werden, und von „Wirtschaftsflüchtlingen“ geredet wird, sind für mich ganz klar rechter Rand. Da ist es mir scheißegal, was in dem Alibi-Positionspapier steht oder wer da sonst noch so mitläuft. Prinzipiell scheint er ein ganz großer Fan von PEGIDA zu sein, wenn man denn so liest, was er mitteilt. Aber schauen wir weiter.
Es gibt ja noch ein YouTube-Video mit Heribert am Tag der Patrioten. Was ist der Tag der Patrioten? Laut mehreren Quellen, die Publikative sei hier exemplarisch erwähnt, ist das nichts weiter als eine Versammlung von Rassisten, Nationalsozialisten und sonstigen diffusen Gruppierungen im rechtsextremen bzw. rechtspopulistischen Lager. Da er im Video einige Argumente erwähnt, die er auch im Interview geantwortet hat, gehe ich mal nicht auf das Video ein. Am besten schaut ihr euch das selbst an.
Jedenfalls bekommt man vom kurzen Googeln ein sehr klares Bild von der Person des Heriberts. Gehen wir nun also seine restlichen Antworten an.
2. Warum bist du in die Politik gegangen? Und warum in die AfD?
Erst einmal „patriarchalisch“, also „Männerherrschaft“ ist wohl eher das falsche Wort um den Führungsstil von Angela Merkel zu beschreiben. Ich hätte eher es als absolutistisch bezeichnet, aber nun gut.
Die Tatsache, dass er die CDU als sozialdemokratisch empfindet, ist schon mehr als witzig. Die Frage ist jetzt: Ist die CDU sozialdemokratisch geworden oder die SPD christdemokratisch? Letzteres kann ich verstehen, Ersteres nicht, denn auch wenn die CDU jetzt zusammen mit der SPD einen Mindestlohn eingeführt hat, so scheint es doch mit 8,50 € und gefühlten hundert Ausnahmen alles andere als sozial zu sein. Sprich, ich merke einfach davon nichts, dass man die CDU als sozial bezeichnen könnte, geschweige denn als demokratisch, aber so ist das nun mit Wahrnehmungen.
Er behauptet zwar kein Chauvinist zu sein, erwähnt aber, dass er ein deutscher Patriot ist. Laut Studien aus der Psychologie gibt es keinen guten Patriotismus. So sagt Christopher Cohrs von der Universität Jena: „Menschen mit patriotischen Einstellungen lehnen Nationalismus nicht ab. Vielmehr geht beides oft Hand in Hand.“
Nach Daniel Bar-Tal von der Universität Tel Aviv können nur Menschen eine positive Entwicklung für ihr Land fördern, wenn sie Demokraten sind. Der Soziologe Wilhelm Heitmeyer geht sogar noch weiter und sagt: „Die Bindung an das eigene Land fördert die Ablehnung von Fremden, die Präferenz für Demokratie vermindert sie hingegen“. Insofern kann er schon mal kein guter Demokrat sein, wenn er sein Vaterland, in welcher Form auch immer liebt.
Nun schließt er die Frage mit einem ganz interessanten Punkt. Dass im deutschen Vormärz „Populisten“ vom Staat verfolgt wurden, und dahin keiner mehr zurück will. Mal abgesehen vom geschichtlichen Blödsinn, dass er die Populisten von damals mit der rechtspopulistischen AfD vergleicht, ist es schon bezeichnend, dass er das tut, was diese „Schnullernazis“, wie Holger Klein sie so treffend nennt, gerne tun: Sich hier wieder in eine Opferrolle zu begeben. Sie dürfen ihre Meinung nicht sagen. Sie werden verfolgt. Sie werden gejagt. Die steigende Anzahl der angezündeten Asylbewerberunterkünfte sprechen da eine ganz andere Sprache.
3. Welche politischen Ziele verfolgst du in der AfD?
Bei mehr Elementen direkter Demokratie gehe ich mit. Das braucht Deutschland. Womit ich nicht mitgehe, ist, der Punkt mit der Eigenverantwortung. In der letzten Legislaturperiode im Bundestag gab es schon mal eine Partei, die in dieses Horn geblasen hat, nannte sich FDP. Die Älteren werden sich noch erinnern. Das ist klipp und klar Neoliberalismus. Klar ist es schön die Eigenverantwortung auch für Banken zu stärken, bzw. dass sie auch für ihre Schulden aufkommen und nicht der Steuerzahler. Nur klingt das für mich nicht alleine danach, sondern auch, dass die Sozialsysteme eingeschränkt werden. Und das kann ja nun keine Alternative in einem reichen Land wie Deutschland sein.
Klar, die EU ist jetzt nicht gerade die demokratischste Organisation in dieser Welt. Die Alternative kann aber nicht sein, dass wir zurück zu Kleinstaaterei und mehr Nationalstaaten gehen. Ich persönlich glaube, dass ein vereintes Europa, natürlich wesentlich demokratischer, ein sehr guter Weg ist.
Das Asyl und Einwanderung nicht miteinander vermischt werden sollte, damit gehe ich einher: Ersteres sollte nämlich schnell und unbürokratisch vonstattengehen. Dass wir aber Einwanderungskriterien vergeben, wer bei uns rein darf und wer nicht, erscheint mir nicht sinnvoll zu sein. Freizügigkeit mag zwar nur innerhalb eines Staates ein Menschenrecht sein, doch sollte sie auch weltweit gelten. Alles andere, wie z.B. Wartungskriterien, würde Menschen entmenschlichen und sie nur noch auf ihre Qualifikation reduzieren. Und Menschen sind so viel mehr als das.
Dass Ja zur Gleichberechtigung, aber das Nein zur Gleichstellung passt in sein konservatives Weltbild. Frauen dürfen zwar die gleichen Chancen wie Männer haben, aber bitte nicht gleich bezahlen. Frauen dürfen zwar in Männerberufe, dann aber nur nach Fähigkeit, die am Ende nie entscheidet. Witzig ist, dass er von „anderer sexuelle Orientierung“ spricht. Es gibt also für ihn, die heterosexuelle Orientierung und die „anderen“. Das „Andere“ hätte man hier einfach weglassen oder mit einem „jeglicher“ ersetzen können.
Für Familienförderung bin ich im Übrigen auch. Nur habe ich vermutlich eine völlig andere Definition von Familie als Heribert. Familie bedeutet für mich erst einmal, füreinander einzustehen und zu sorgen. Da ist es mir völlig egal, welche Formen das sind und derer gibt es viele.
4. Welche politischen Vorbilder hast du?
Vera Lengsfeld ist also sein Vorbild. Wir erinnern uns: Das war die Person, die mit „Wir haben mehr zu bieten“ zur Bundestagswahl 2009 antrat. Ohne Zweifel muss man ihr Respekt zollen für ihr Engagement als Bürgerrechtlerin in der DDR, dass sie sich jetzt aber für Publikationen wie für die Junge Freiheit schreibt, welches man im besten Falle als extrem konservativ bezeichnen kann und dann noch die PEGIDA-Bewegung verteidigt, lässt, sie in einem sehr schlechten Licht dastehen.
5. Welches politische Problem ist derzeit das, dass am dringendsten gelöst werden muss?
Wie oben bereits gesagt, hier stimme ich ihm zu.
6. Armut ist…?
Hier macht er einen Denkfehler. Es geht bei der Armutsbekämpfung nicht darum, dass alle mehr verdienen, sondern, dass die massiven Einkommensunterschiede sinken.
7. Warum muss es in dieser Welt Grenzen geben?
Naja, was jetzt daran so schlimm ist, wenn Deutschland aufhört, als Staat zu existieren, muss er mir auch einmal erklären. Natürlich darf das dann nicht von Deutschland alleine passieren, aber eine Welt ohne Länder und Grenzen erscheint mir erst einmal erstrebenswert.
8. Zuwanderung ist…?
Meine Meinung dazu steht oben.
9. Wahlrecht für alle? Oder doch lieber nur für Eliten?
Das stimmt nicht. In einigen Bundesländern ist aktives Wählen auch ab 16 möglich. Zumal man auch sein Wahlrecht aberkannt bekommen kann, z.B. aufgrund einer Straftat.
10. Lieber ein Europa mit Grenzen oder ein grenzenloses Europa?
Übersetzt: Wenn alle nach Europa kommen können, sterben mehr Menschen, weil wir das Geld nicht aufbringen wollen, sie im Mittelmeer zu retten. Und er hat ja nicht Unrecht, durch massive Abwanderung wird ein sogenannter „Braindrain“ in den betroffenen Ländern passieren. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass sie aus ihrem Land flüchten oder auswandern. Die Gründe dafür sind zum Großteil dem geschuldet, dass Europa und die westliche Welt, allen voran Deutschland, die „3. Welt“ massiv ausbeutet und sich dadurch seinen Luxus sichert. Insofern müsste man damit aufhören und den Arbeitern dort z.B. ordentliche Löhne zahlen. Das würde aber dafür sorgen, dass bei uns die Preise teurer werden und wir uns weniger Luxus leisten können, also auf Dinge verzichten müssen. Ich glaube nicht, dass er das will. Er will, so wie ich ihn einschätze einfach nur weiter sein Lebensstandard halten und vielleicht sogar noch verbessern.
11. Das schönste an eurem Wahlprogramm ist?
Und hier geht er, zum Abschluss, noch mal in die Opferrolle. Sinngemäß: „Fast hätte es durch die bösen Medien und die Altparteien kein Wahlprogramm gegeben!“ Mein Mitleid hält sich in Grenzen.
Fazit
Zusammenfassend will ich sagen, er ist sicher kein Nazi, aber auf alle Fälle ein „besorgter Bürger“.