Die Energiewende als Friedensprojekt?
Auf klimaretter.info bringt Jens Mühlhaus, in einem Artikel, einen interessanten Gedanken in die Welt. Er ist der Meinung, dass die Energiewende ein weltweites Friedensprojekt werden könnte, weil es Abhängigkeiten auflöst und sie sogar dazu führen kann, dass die Länder ihren Energiebedarf selbst decken können.
Dieser Gedanke ist natürlich nicht falsch, denn durch eine solche Selbstversorgung würde der Druck von Staaten genommen, die derzeit von anderen Staaten abhängig sind, um ihren Energiebedarf zu decken. Ein Beispiel hierfür ist derzeit die Ukraine, die auf das Gas aus Russland angewiesen ist. Das weiß Russland natürlich und spielt dieses Druckmittel auch wunderbar aus. Doch was würde eigentlich passieren, wenn Russland dieses Druckmittel nicht mehr hätte?
Und genau da fängt mein „aber“ an, denn wenn bestimmte Druckmittel wegfallen, entstehen neue Druckmittel. Auch darf nicht vergessen werden, dass Russland auf die Devisen angewiesen ist, die es durch den Export von Gas und Co verdient. Das Gas ist also auf der einen Seite ein Druckmittel von Putin, welches er gegen kleinere Staaten anwenden kann, auf der anderen Seite ist aber das Geld der EU-Staaten, welches als Druckmittel gegen Russland angewandt werden kann. Somit entsteht hier ein Gleichgewicht und die Frage ist, was passiert, wenn dieses Gleichgewicht nicht mehr gegeben ist? Mit welchen Druckmitteln wird dann gearbeitet, um internationale Politik zu machen?
Ich frage mich, ob das Aggressionspotential dadurch nicht sogar größer wird und ob uns diese Entflechtung von Abhängigkeiten nicht sogar einem Krieg näher bringen würde, als es mit diesen Verflechtungen möglich ist? Denn eine autonome Energieversorgung, wenn sie denn möglich ist, bedeutet gleichzeitig, dass Ländern wie Russland eine Menge Geld verloren geht. Dies würde wohl wiederum eine Armutsspirale in diesen Ländern auslösen, was am Ende dann zu neuen Aggressionen gegen Länder führen könnte, denen es besser geht oder die die eigenen Märkte vergrößern könnten.
Das muss natürlich nicht passieren, aber es zeigt doch, dass die Verflechtungen im Kapitalismus so kompliziert sind, dass schon eine veränderte Konstante zu einem Krieg der Kapitalisten führen könnte, damit Märkte weiterhin ausgebeutet werden können. Damit möchte ich die Energiewende natürlich nicht schlecht reden, im Gegenteil, ich halte sie für überlebensnotwendig. Aber die Frage ist, ob der Kapitalismus schon dazu bereit ist, ob er überhaupt irgendwann dafür bereit sein wird.
Und wenn man diesen Gedanken weiterverfolgt, dann könnte die Energiewende tatsächlich zum weltweit größten Friedensprojekt werden. Nämlich dann, wenn mit der Energiewende auch eine Systemwende kommt, wenn dadurch der Kapitalismus, und der Nationalismus, überwunden wird und alle Menschen friedlich, gleichberechtigt und ohne Armut miteinander Leben.
Natürlich ist dieser Gedanke noch lange nicht zu Ende gedacht, ich wollte ihn nur eben schnell festhalten, bevor er wieder verflogen ist. Was ist eure Meinung dazu? Hat die Energiewende das Potential, zu einem großen weltweiten Friedensprojekt zu werden, oder ist das Thema dazu nicht wichtig genug?