Warum immer weniger Jugendliche wählen – ein Streitgespräch
„Rund 40 Prozent der 20 bis 30 Jährigen haben bei der letzten Bundestagswahl nicht gewählt.“, kann man heute bei der „Zeit“ lesen. 40 Prozent, die ihr Wahlrecht nicht wahrnehmen und sich anscheinend nicht für Politik interessieren. Dabei ist jeder Mensch politisch, fast jede Diskussion, die im privaten mit der Familie oder mit den Freunden geführt wird, hat auch einen politischen Aspekt und doch wird behauptet, dass diese Generation unpolitisch ist.
Schaue ich auf Twitter und Facebook, so erlebe ich täglich das genaue Gegenteil. Die Leute interessieren sich für Politik, sie kennen die Zusammenhänge, fühlen sich aber von der Politik nicht angesprochen. Schuld daran sind die Parteien selbst, die sich nicht die Mühe machen, die Jugendlichen anzusprechen, obwohl die Parteien, neben dem Regieren, auch für die politische Bildung verantwortlich sind. Da nutzt es nichts, wenn die Parteien passiv Angebote zur Verfügung stellen, sie müssen viel mehr aktiv auf die Jugendlichen zugehen.
„Das stimmt nicht! Es gibt über 30 Parteien, wer mir sagen möchte, dass die alle gleich sind, der hat sich nicht informiert!
Wem über 30 Parteien als Auswahl nicht reichen, soll seine eigene gründen.
Politische Bildung ist auch Aufgabe von Schulen und zur poliitischen Bildung gehört auch, dass sich Menschen informieren und selbstständig bilden.“Quelle Zitate*: Kevin Hönicke (Facbook)
Sicher gibt es bedeutend mehr Parteien als die, die im Bundestag vertreten sind. Das Problem ist allerdings, dass diese eher unbekannt sind und in der politischen Bildung, so sie denn in der Schule angeboten wird, nicht vorhanden sind. Zu verlangen, dass sich die Jugendlichen selbstständig über all diese Parteien informieren, ist einfach nur falsch. Nehmen wir doch die oben angesprochen 20 bis 30 Jährigen. Viele sind hier gerade in einer Phase, in der sie sich beruflich auf die eigenen Beine stellen, hinzu kommt noch das Privatleben, die eigene erste Wohnung, die Familienplanung und vieles mehr. Da bleibt nicht mehr viel Freizeit übrig, um sich über die 30+x Parteien zu informieren, die sich zur Bundestagswahl stellen – schon gar nicht, wenn das Interesse an Politik vorher nicht aktiv gefördert wurde.
„Ich meinte mit den über 30 Parteien die, die zur Bundestagswahl zugelassen sind. Und Parteien machen sich die Mühe in Schulen zu gehen. Die Parteien machen sich die Mühe zu öffentlichen Veranstaltungen einzuladen. Gerade in Zeiten von Wahlen gibt es viele Veranstaltungen, bei welchen sich gleichzeitig die unterschiedlichen Parteien vorstellen. Auch gibt es von der Bundeszentrale für politische Bildung etliche Publikationen, welche sogar kostenfrei erhältlich sind. Wie viel Angebot soll es noch geben? Ich glaube also, dass es eine Vielzahl an Angebote gibt, die angenommen werden können.
Was können einzelne Parteien also besser machen und spätestens, wenn es Angebote wie den Wahlomat gibt, sollten die Wählerinnen und Wähler ihre passende Partei finden. Man muss die Infos, die so leicht zugänglich sind, eben auch abholen.“
Als ich zur Schule ging, kam nicht ein einziger Politiker an meine Schule, obwohl 1998 Bundestagswahlen waren. Sich um die Jugendlichen erst zu kümmern, wenn sie dann auch tatsächlich an Wahlen teilnehmen können, ist viel zu spät. Wenn Politiker sich also an Berufsschulen blicken lassen, dann ist das zwar schön, aber eben auch viel zu wenig. Es ist ebenfalls zu wenig, diese Veranstaltungen immer nur im Jahr vor der Wahl zu veranstalten, denn dadurch gehen all die Klassenstufen verloren, die sich in eben diesem Jahr noch nicht für Politik interessiert haben und die in den Jahren danach keine Angebote bekommen haben, um sich an der politischen Meinungsbildung zu beteiligen.
Vielmehr müssen die Parteien regelmäßig Diskussionsrunden anbieten, an denen dann auch alle Schüler und Schülerinnen teilnehmen können – unabhängig vom Alter und von der Herkunft. Diese Veranstaltungen müssen den Jugendlichen vermitteln, dass auch diese aktiv an der Politik teilnehmen können, und dass deren Meinung in den Meinungsbildungsprozess der Parteien mit einfließt. Warum nicht monatlich zu einem Diskussionsabend einladen? Warum nicht Workshops anbieten, die den Jugendlichen die Politik näher bringen? Natürlich werden diese Angebote nur dann angenommen, wenn den Jugendlichen auch was geboten wird – eventuell sogar schulfreie Tage.
Den Jugendlichen muss ebenfalls auch das Debattieren und Diskutieren beigebracht werden. Hierzu muss es in den Schulen mehr Veranstaltungen geben, die genau diese Dinge ermöglichen. Es muss gestritten werden dürfen, notfalls auch mit dem Lehrer oder der Lehrerin.
Wahr ist natürlich, dass Informationen frei zur Verfügung stehen, aber eben nicht dort, wo sich die Jugendlichen oft aufhalten – an den Schulen. Die Parteien müssen ihre Infomaterialien aktiv und passiv an den Schulen verteilen. Wenn die Parteien nicht in die Schulen reinkommen, dann müssen sie die Jugendlichen eben vor den Schulen ansprechen. Die Materialien der Bundeszentrale sollten nicht erst im Internet bestellt werden müssen, sie sollten in den Schulen ausliegen, damit sie hier von den Schülern und Schülerinnen entdeckt werden können, damit die Neugier geweckt wird.
Auch hier gilt wieder, dass Jugendliche schon einen stressigen Tag haben und sie dann in der Freizeit garantiert nicht auf die Idee kommen, sich über alle Parteien und deren Themenschwerpunkte zu informieren. Das müssen Parteien aktiv machen, sie müssen die Neugier der Jugendlichen wecken, damit sich diese dann selbstständig informieren.
„Wir machen bei den U18-Wahlen mit, stellen uns den Diskussionen, meine Juso-Sitzungen sind öffentlich! Ich werbe, wo ich nur kann, aber ich erreiche nicht alle jungen Menschen. Wenn du weißt, wie ich das machen könnte, verrate es mir.
Wir haben übrigens politische Stiftungen, die viel anbieten. Auch das muss nur abgerufen werden. Ich kann ja nicht einfach zur Schule gehen und sagen: Hier bin ich!“
Nicht jeder Jugendliche möchte sofort aktiv Politik machen. Viele wollen sich noch nicht an eine bestimmte Partei binden. Aber das ist auch gar nicht das Ziel. Das Ziel ist, dass Jugendliche verstehen, dass sie bei den Wahlen eine tatsächliche Wahl haben. Das Ziel ist es, dass Jugendliche erkennen, dass es sich lohnt, wählen zu gehen, dass sie mit ihrer Stimme eben doch etwas verändern können. Oben habe ich schon erwähnt, dass vieles, was wir in unseren Alltag machen, eben auch politisch ist. Vielen Jugendlichen ist das nicht bewusst und genau dieses Bewusstsein muss durch die Parteien geschärft werden.
Um junge Menschen zu erreichen, müssen das Interesse und die Neugier geweckt werden. Das kann zum Beispiel durch eine Onlinesimulation erreicht werden. Viele Jugendliche spielen im Internet, hier könnten Kontaktpunkte geschaffen werden, mit denen man die Neugier der Jugendlichen wecken kann. Ein Beispiel hiefür ist Dol2Day, eine Politiksimulation im Internet. Diese Plattform wäre durchaus eine Chance für die Parteien gewesen, Jugendliche anzusprechen. Leider wurde diese nicht wirklich angenommen, was am Ende auch dazu geführt hat, dass die Plattform uninteressant wurde. Natürlich ist das nicht der einzige Grund, auch die Betreiber haben Fehler gemacht, aber wäre es gelungen, diese Simulation auch aktiv an die Parteien anzubinden, hätte man vieles erreichen können, auch die Jugendlichen, die jetzt zwischen 20 und 30 sind und nicht wählen gehen.
Durch die neuen Möglichkeiten, wie zum Beispiel das Internet, sind die Parteien aus dem Blickfeld der Jugendlichen verschwunden. Die Parteien haben aber die Möglichkeit darauf zu reagieren, indem sie sich wieder in das Blickfeld der Jugendlichen bringen. Sie müssen sie dort abholen, wo sich die Jugendlichen aufhalten und sie müssen deren Interesse wecken. Machen die Parteien das nicht, brauchen sie sich nicht wundern, wenn 40 Prozent der 20 bis 30 Jährigen nicht wählen gehen.
*Quelle für die Zitate: Kevin Hönicke auf Facebook
Dass ist sehr einfach in der Politik ist eh schwachsinnig weil sich eh nie was ändern wird und wenn sich was verändert wird dann meist Negativ z.b das Schulsytem was würde gemacht nur Schwachsinn mit dem G9 es wurde verkürzt zum G8 das heißt noch mehr Druck und irgendwann zum Burnout
Kurz und knapp „Du kannst wählen zwischen übel oder krank
Du kannst wählen wer bringt am besten seine Lügen an den Mann ?“ zitat Bosca
Du kannst passiv bleiben und sagen, es ändert sich eh nichts oder du wirst aktiv und veränderst selbst etwas. Dazu zählt auch, das du Wählen gehst, immerhin gibt es sehr viele kleine Parteien, die bisher noch nicht regiert haben und bei denen du nicht weißt, ob sie was verändern oder nicht. Aber viel wichtiger ist noch, dass du politische Überzeugungen entwickelst und diese mit anderen Diskutierst. Natürlich wirst du dabei Schwachstellen entdecken und du wirst einige male deine Meinung revidieren und anpassen müssen, aber das ist nicht schlimm, denn nur wer politische Positionen besetzt, kann am Ende auch etwas in der Gesellschaft verändern.