Kann Annette Schavan noch ein Vorbild sein?

Annette Schavan hat ihren Doktor-Titel verloren. Damit reagierte ihre ehemalige Universität auf den unsauberen Arbeitsstil ihrer ehemaligen Studentin – dieser wurde durch einen anonymen Interneteintrag bekannt. Einige Experten finden, dass die Aberkennung übertrieben ist, eine schlechtere Bewertung der Arbeit hätte es wohl auch getan. Aber welche Wirkung wäre dadurch an die anderen Studenten und Studentinnen ausgegangen?

Diese Diskussion soll hier aber nicht geführt werden, viel interessanter ist nämlich, dass Frau Schavan auch die derzeitige Bundesministerin für Bildung und Forschung ist. Dazu braucht sie nicht unbedingt einen Doktor-Titel, aber sie sollte zumindest ein Vorbild sein. Ein Vorbild für Studenten und Studentinnen, von denen sauberes Arbeiten verlangt wird. Ebenso muss sie ein Vorbild für Schülerinnen und Schüler sein, die in der Schule fürs unsaubere Arbeiten bestraft werden. Und genau das ist die interessante Frage. Kann sie dieses Vorbild noch sein? Kann sie ihr Amt noch ausüben, ohne damit den Studentinnen und Studenten, den Schülern und Schülerinnen auf die Füße zu treten? Wird eine Ministerin, die ihren Doktor-Titel verloren hat, in der Forschung noch respektiert? Diese Fragen muss Frau Schavan für sich beantworten – das kann nicht die SPD machen, nicht die Grünen und auch nicht all die anderen Parteien, die derzeit nach einem Rücktritt der Ministerin rufen.

Annette Schavan hat die Messlatte übrigens selbst sehr hoch gelegt, denn von Guttenberg hat sie einen Rücktritt gefordert, nachdem dieser seinen Titel verloren hatte. Auch wenn es bei Guttenberg eindeutig war, dass er nur die Kopierfunktion seines Textprogramms benutzt hat, ist das unsaubere Arbeiten der Annette Schavan nicht weniger schlimm. Da ist übrigens auch egal, wann sie ihren Doktor-Titel erworben hat, und wie sie ihre Arbeit geschrieben hat. Die Anforderungen waren damals dieselben wie heute und Ihr war bewusst, was passiert, wenn sie in ihrer Doktor-Arbeit unsauber arbeitet. Wenn sie sich also für Guttenberg geschämt hat, so sollte sie sich jetzt auch für ihre Arbeit schämen, die anscheinend so unsauber ausgearbeitet war, dass die Universität zum Entschluss kam, ihr ihren Titel zu entziehen.

Ob sie deswegen jetzt ihre politische Karriere aufgeben muss, möchte ich nicht bewerten. Ich weiß nicht, wie schlimm die Fehler in ihrer Arbeit waren und ich habe keine Ahnung, ob die Universität nicht vielleicht überreagiert hat, weil Annette Schavan ein politisches Amt innehat. Aber Frau Schavan muss sich diese Fragen gefallen lassen, sie muss selbst darüber nachdenken, wie sie diese Fragen beantwortet und sie muss selbst wissen, ob sie mit diesem Druck umgehen kann.

Auf Angela Merkel sollte sich Annette Schavan auf jeden Fall nicht verlassen, denn diese hatte schon zu Guttenberg gesagt, dass sie voll und ganz hinter im steht – nur leider war die Klippe, über die Guttenberg damals gestürzt ist, nicht hinter ihm, sondern direkt vor ihm und der Druck kam anscheinend von hinten.

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