Kriegseinsätze: Schuldig durch Unerlassen – Eine Antwort

„Schuldig durch Unterlassen“, so lautete in den letzten Tagen eine Überschrift in der TAZ. Es geht, wie so oft in letzter Zeit, um Kriegseinsätze gegen die IS und um die Schuld, die wir auf uns nehmen, wenn wir diese Kriegseinsätze unterlassen. Dabei führt Albrecht von Lucke so allerlei Zitate auf, welche die Kriegsgegner in ein schlechtes Licht rücken sollen, allerdings geht Herr Lucke nicht auf die Ursachen ein. Es sei denn er meint, die Gewalt mit dem Zitat von Alfred Fried erklären zu können. Dieser sagte wohl: „Die Ursachen der Kriege liegen in der Anarchie der internationalen Beziehungen.“.

Was er aber nicht erwähnt, ist, wer den IS aufgebaut hat und wieso die Kämpfer so stark sind. Es wird nicht erwähnt, dass die Saat für diesen Fanatismus durch Gewalt ausgebracht wurde und dass der Boden, auf dem diese Saat ausgebracht wurde, durch Perspektivlosigkeit gut gedüngt wurde. Auf der Suche nach einem besseren Leben klammern sich viele Menschen an ihrem Glauben. Sie sehen natürlich auch, dass es im „Westen“ einen gewissen Wohlstand gibt und sie wissen natürlich auch, dass der Kapitalismus auf Ausbeutung beruht. Da ist es nicht verwunderlich, dass es einigen wenigen Spinnern gelingt, Einfluss auf eine größere Menge von Menschen zu nehmen, wodurch der Fanatismus sich fortpflanzt.

Aber anstatt diese Ursachen einmal anzugehen und jedem Menschen eine Perspektive zu geben, indem ihm ein gutes Leben ermöglicht wird, suchen wir den Ausweg lieber in Gewalt. Die Medien meinen wirklich, dass die Gewaltspirale durchbrochen werden kann, wenn man sie immer wieder mit Gewalt bekämpft. Es werden weiterhin Häuser zerstört, Kinder getötet und Infrastrukturen zerstört, wodurch weitere Lebensgrundlagen zerstört, und weitere Menschen in den Fanatismus getrieben werden.

Der richtige Ansatz wäre jetzt aber, die kapitalistische Ausbeutung zu durchbrechen und die Umverteilung der lebensnotwendigen Ressourcen fair zu gestalten. Das kann nicht durch Gewalt geschehen! Gewalt bringt niemanden Essen, Gewalt bringt niemanden Wasser, Gewalt bringt auch niemanden Bildung oder Kleidung. Im Gegenteil, Gewalt zerstört Lebensgrundlagen und bestärkt dadurch den Fanatismus.

Aber eine Kritik am kapitalistischem System ist nicht erwünscht! Schließlich hat der Kapitalismus doch den Sozialismus besiegt und schließlich hat der Kapitalismus den Menschen im Westen doch eine Menge Wohlstand gebracht. Die Menschen müssen einfach härter Arbeiten, dann bringt auch ihnen der Kapitalismus diesen Wohlstand. Nicht beachtet wird dabei immer, dass der Wohlstand im Westen durch die Ausbeutung anderer Länder entstanden ist und nicht beachtet wird, dass der Kapitalismus ein Wettkampf um immer mehr Macht und Geld ist und dass dabei viele Menschen auf der Strecke bleiben, die sich dann radikalisieren.

Daran kann Gewalt nichts ändern! Sie kann eventuell die Radikalisierung für kurze Zeit unterdrücken, aber durch diese Unterdrückung wird noch mehr Gewalt aufgestaut und diese wird sich irgendwann, explosionsartig, ihren Weg nach draußen suchen.

Mir ist dabei bewusst, dass dies alles den Menschen nicht hilft, die gerade durch die IS bedroht werden. Mir ist bewusst, dass das alles derzeit nichts an dem ändert, was gerade in der Welt passiert. Aber wer meint, dass Gewalt jetzt die richtige Antwort ist, der muss sich auch Gedanken darüber machen, wie die Spirale der Gewalt langfristig durchbrochen werden kann, der muss Antworten darauf geben, wie die Perspektivlosigkeit durchbrochen werden kann und der muss jetzt damit anfangen, die Umverteilung in unserer Welt gerechter zu gestalten. Wer das nicht tut, wer also das Nachdenken unterlässt, der macht sich schuldig durch unterlassen und ist schuld am zukünftigen Fanatismus.

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